10 07 06 Das Casino wird zum Kulturzentrum
Pressemitteilung der Gemeinde Burgas – 06.07.2010
Das Casino wird zum Kulturzentrum
„Das Casino wird sich in ein vielseitiges Kulturzentrum verwandeln, das von der Gemeinde Burgas verwaltet und betrieben wird“, erklärte Bürgermeister Dimitar Nikolov beim symbolischen ersten Spatenstich zur Restaurierung des Gebäudes. Das zukünftige Kulturzentrum „Morsko Casino“ wird über Konferenzräume unterschiedlicher Größe und Funktion verfügen. Hier werden Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen, Rezitationen und literarische Lesungen stattfinden. Das gesamte zweite Stockwerk wird für Workshop-Räume genutzt, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene zugänglich sein werden. Von der höchsten Stelle des Gebäudes wird es mit Ferngläsern und Teleskopen möglich sein, die gesamte Bucht von Burgas zu überblicken.
Mehr als ein Jahrzehnt lang war das Casino die größte städtebauliche Bausünde von Burgas. Seine Rekonstruktion erfolgt im Rahmen des Projekts „Verbesserung der kulturellen Infrastruktur in der Gemeinde Burgas“, das mit einer Gesamtsumme von 5.546.122 BGN aus dem Operationellen Programm „Regionale Entwicklung 2007 – 2013“ finanziert wird. Bereits im Rahmen dieses Projekts wurde das Gebäude des Jugendkulturzentrums renoviert, und bald wird auch die Freilichtbühne „Ohlyuva“ restauriert. Die für das Casino vorgesehenen Investitionen belaufen sich auf rund 2,5 Millionen BGN. Bürgermeister Nikolov erinnerte daran, dass der Bau des ursprünglichen Gebäudes im Jahr 1938 etwa 2 Millionen BGN gekostet hatte.
Beim symbolischen ersten Spatenstich waren stellvertretende Bürgermeister von Burgas, Vertreter der Stadtverwaltung, der Bezirksgouverneur Konstantin Grebenarov sowie Abgeordnete und Gemeinderäte anwesend. Kürzlich hat die nationale Regierung der Gemeinde Burgas die Verwaltung über zwei weitere städtische Wahrzeichen übertragen – die Seebrücke und den historischen Kern des Meeresgartens. Bürgermeister Nikolov erklärte seine Absicht, alle drei Objekte zu restaurieren, um sie als harmonisches Ensemble für die Stadt zu bewahren.
Die Ehre, die Champagnerflasche beim ersten Spatenstich zu zerbrechen, fiel der neuen Direktorin der Abteilung für EU-Integration der Gemeinde Burgas, Rouska Boyadzhieva, zu. Im Anschluss besichtigten die Gäste eine Ausstellung mit Fotografien, die von Bürgern bereitgestellt und von den Architekten als Referenz für das Restaurierungsprojekt genutzt wurden. Dank dieser historischen Aufnahmen wird das Gebäude in einer Form wiederhergestellt, die dem Original möglichst nahekommt. Die Ausstellung bleibt zwei Wochen lang auf der Terrasse im Meeresgarten zu sehen.
DAS MEERES-CASINO
Die Archive belegen den einstigen Stolz der Bürger von Burgas. Im Jahr 1936 schrieb die Gemeinde Burgas einen Wettbewerb für die Planung eines Casinos im Meeresgarten aus. Die Ankündigung des damaligen Bürgermeisters Atanas Sirekov rief großes Interesse hervor – 17 Projekte nahmen am Wettbewerb teil. Doch die Gemeinderäte setzten hohe Maßstäbe und befanden nach sorgfältiger Prüfung, dass kein einziger Entwurf vollständig den Anforderungen entsprach. Statt einer ersten Auszeichnung vergaben sie den zweiten Preis und eine Summe von 6.000 BGN an die Sofianer Architektin Viktoria Angelova für ihren Entwurf „333“. Ihr Konzept wurde anschließend als Grundlage für das endgültige Bauprojekt verwendet.
Aufgrund der Hanglage des Geländes war das Bauwerk für seine Zeit eine technische Meisterleistung. Die Umsetzung des optimierten Entwurfs kostete die Gemeinde 2 Millionen BGN. Das Gebäude wurde in der „Jubiläumschronik von Burgas“, verfasst von Atanas Christov und veröffentlicht 1940, als städtisches Gebäude unter dem Namen „Das Große Casino“ erwähnt.
Die feierliche Eröffnung des Meeres-Casinos fand am 7. August 1938 statt und zog zahlreiche Bürger von Burgas, Besucher aus ganz Bulgarien sowie Minister, Abgeordnete und hochrangige Beamte an. Mit einer speziellen Genehmigung des Verkehrsministers konnten Interessierte mit der Bulgarischen Staatsbahn (BDZ) mit einem Rabatt von 70 % nach Burgas reisen. Diese Promotion begann bereits am 5. August, und die Eröffnungsfeierlichkeiten dauerten eine ganze Woche. Das spektakuläre Ereignis wurde auf mehreren Film- und Fotobändern festgehalten.
Parallel zur Eröffnung des Casinos wurde die gesamte Promenade zur Seebrücke am Stadtstrand von Burgas gestaltet. Auf diesem Weg ging auch der damalige Verkehrsminister Nikolaev, als er in der Stadt eintraf – vom Eingang des Meeresgartens über das Casino bis hinunter zum Meer und zur Brücke.
Zu jener Zeit war Burgas als eine Stadt der Tavernen und Cafés bekannt. Viele Unternehmer verdienten ihren Lebensunterhalt in diesem Gewerbe. Die Stadt war ein bedeutender Hafen- und Handelsort, beherbergte zahlreiche diplomatische Vertretungen und zog viele Besucher an. Die Errichtung des Meeresgartens als Freizeit- und Erholungsraum erwies sich schnell als großer Erfolg – an Wochenenden flanierten ganze Familien dort, während im Sommer täglich zahlreiche Spaziergänger die Alleen bevölkerten. Von hier aus konnte man das Manövrieren der Schiffe, das Treiben am Strand sowie Möwen und Seeschwalben beobachten.
Der Standort für das Meeres-Casino wurde nicht zufällig gewählt – von hier aus bot sich ein Panoramablick über die gesamte Bucht, während das Gebäude selbst sowohl von den Schiffen auf See als auch von der Seebrücke aus sichtbar war. Schon bald nach seiner Eröffnung avancierte das Casino zu einem der beliebtesten Vergnügungsorte der Stadt.